Mit Hilfe von Hunden dazugehören

Die meisten von uns stehen hoffentlich kurz vor einer Sommerpause! Nehmen wir uns doch ein bisschen Zeit, um in dogdotcom etwas über die Hundewelt zu lesen, und uns unseres Glücks zu erfreuen.

In weniger als einen Monat werden viele in Helsinki zusammenkommen, zur größten je veranstalteten FCI-Welthundeausstellung: Die Anmeldungen sind sehr vielversprechend, und da Finnland ein sehr hundefreundliches Land ist, können wir mit hohen Teilnehmerzahlen rechnen!

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Marie Luna Durán
FCI Marketing und Public Relations Manager
Die Domestizierung und erste Verwendung der Hunde (Teil 1/5)

Lesen Sie den vollständigen Artikel und mehr im 100-jähriges Jubiläumsbuch der FCI www.fci.be/onlinecatalogue.aspx

Bernard DENIS, Frankreich
Ehemaliger Professor der Ecole nationale vétérinaire in Nantes,
Ehemaliges Mitglied der Wissenschaftlichen Kommission der FCI

Die Domestizierung des Hundes ist heute ein Thema, das fasziniert. Auf archäologischer Seite sind immer mehr Erkenntnisse hinzugekommen und besonders das Aufkommen der molekularen Genetik und die daraus abgeleiteten Daten werfen zahlreiche Fragen auf und lösen spannende Diskussionen aus. Die kynologische Fachliteratur greift gerne die kleinste Neuigkeit auf, was manchmal dazu führt, die traditionellen Auffassungen als überholt anzusehen. Das stimmt natürlich teilweise, aber man sollte es damit nicht übertreiben, indem man z. B. vergisst, dass es, in Ermangelung von Gewissheiten, mitunter von Nutzen sein kann, den gesunden Menschenverstand heranzuziehen. Ferner werden sich die Ideen mit Sicherheit noch mit der Veröffentlichung neuer Forschungsergebnisse weiterentwickeln.

In diesem Beitrag werden klassische Ideen zur Domestizierung im Allgemeinen und zu der des Hundes im Besonderen behandelt, aber natürlich wird auch auf die wichtigsten Fragen eingegangen, die sich heute in Bezug auf die Hunde stellen. Es wurde besonders darauf geachtet, einen Überblick zu vermitteln und viel mehr auf Erklärungen zu setzen als auf bibliographische Verweise. Gemäß den Gewohnheiten wird zunächst auf den Domestizierungsprozess selbst eingegangen, mithilfe der Fragen „wann, wo, warum, wie?“, anschließend werden die Auswirkungen der Domestizierung auf die Tiere dargelegt und schließlich werden die ersten Verwendungen der Hunde erläutert.

Als Hauptquelle diente ein sehr umfangreiches Dokument, das vor kurzem in Frankreich erschienen ist und an dem zahlreiche Autoren beteiligt sind1. Genauere Verweise, die sich auf dieses oder andere Werke beziehen, sind in den Fußnoten zu finden. Ferner ist auch ein vor kurzem erschienener Gesamtüberblick auf französischer Sprache zu nennen, der die jüngsten Ergebnisse in der internationalen Forschung aufgreift, insbesondere in der molekularen Genetik2.

Der Domestizierungsprozess

Trotz einiger weniger andauernder Diskussionen, herrscht doch nahezu Einstimmigkeit darüber, dass der Hund vom Wolf abstammt. Ob beide nun als zwei verschiedene Arten anzusehen sind (zum einen der Canis familiaris, zum anderen der Canis lupus, nach der klassischen Auffassung) oder ob der Hund lediglich eine Unterart des Wolfes ist, steht auch weiterhin zur Debatte. Bisher konnte in dieser Frage zu keinem Konsens gefunden werden, aufgrund von andauernden Unklarheiten in der Definition von „Art“. Am einfachsten ist es, die klassische Auffassung – zwei unterschiedliche Arten – anzunehmen, zumal der Hund wahrscheinlich von mehreren Unterarten des Wolfes abstammt.

© Wikimedia commons
Polarwolf (Canis lupus arctos)

Zunächst also eine zügige Abwicklung der Fragen: wann, wo, warum und wie der Hund domestiziert wurde? 3

Wann wurde der Hund domestiziert?

Die Domestizierung im Allgemeinen wird oft mit der Jungsteinzeit verbunden. In Wirklichkeit erstreckt sich der Prozess jedoch auf einen weitaus größeren Zeitraum, da er, was den Hund betrifft, bereits in der Altsteinzeit begonnen hat und auch noch heute andauert mit den Domestizierungsversuchen neuer Arten.

Der Hund ist die erste domestizierte Art. Archäologische Funde belegen das Vorkommen von Hunden je nach Region ab 18.000 bis 12.000 v. Chr. Der Einfachheit halber wird oft die ungefähre Angabe von 15.000 v. Chr. gemacht. Der Hund ist die einzige domestizierte Art der Jäger und Sammler und daher auch mit deren Lebensform verbunden. Die Domestizierung des Hundes hat in keiner Weise die Domestizierung der zum Verzehr bestimmten Arten – Schafe, Ziegen, Schweine, Rinder – herbeigeführt. Diese trat ab 8.500 v. Chr., also 6.000 Jahre später, in einer anderen Kultur auf, die der Ackerbauern und Viehzüchter. Die Domestizierung des Hundes ist demnach von anderer Art, als die der landwirtschaftlichen Nutztiere.4

Die Hypothese, wonach der Hund früher hätte domestiziert werden können, wurde bereits aufgestellt, ohne jedoch soweit zurückzugehen, wie eine molekulargenetische Studie von 1997, die glaubte auf 100.000 Jahre schlussfolgern zu können5! Dieser Vorschlag wurde sofort von den Forschern selbst geändert und nunmehr haben sich Archäologen und Genetiker auf um 15.000 v. Chr. geeinigt6. Nichtsdestotrotz lassen die weitaus älteren Funde von Wolfsknochen in Verbindung mit menschlichen Überresten heute auf eine lange Zeit des „prä-domestikativen“ Zusammenlebens schließen: einige Wölfe, die den Gruppen von Jägern und Sammlern folgten und deren Gegenwart von ihnen auf Distanz toleriert wurde, haben sich wahrscheinlich nach und nach von ihren Artgenossen, die außerhalb des menschlichen Wirkungsfeldes geblieben sind, isoliert und sich gewissermaßen „selbst gezähmt“, was einen ersten Schritt hin zur Domestizierung darstellte7. Die Tatsache, dass der Hund den Menschen besser versteht, und sei es nur durch einfachen Blickkontakt, als der Schimpanse, könnte auf diesen sehr langen Zeitraum des Kommensalismus zurückzuführen sein, der der eigentlichen Domestizierung vorausging. 8

1 Le chien: domestication, raciation, utilisations dans l’histoire (Der Hund: Domestizierung, Rassenbildung und Verwendungen in der Geschichte), Auszüge aus den Bildungstagen der Société d’Ethnozootechnie und der Société Centrale Canine am 17. November 2005 und am 28. Februar 2006 (234 Seiten). Es gibt zahlreiche Fach- und weitere kürzere Artikel, darunter Des origines du chien (Über den Ursprung des Hunds), von Yves LINGNEREUX (siehe Anm. 8).

2 LICARI, S., „La domestication du chien“ (Domestizierung des Hunds) in Cynophilie Française, 2009, n° 145, S. 32-35 & n°146, S. 22-27. Siehe hierzu ebenfalls: GALIBERT, F., QUIGNON, P., HITTE. und ANDRÉ, C., „Toward understanding dog evolutionary and domestication history“ (Hin zu einem Verständnis für die Geschichte von Entwicklung und Domestizierung des Hunds). Histoire de la domestication du chien“ (Geschichte der Domestizierung des Hunds), C.R.Biologies, 2011, 334, 190-196.

3 Dieser Ausdruck ist üblich, obwohl es angemessener wäre, von der Domestizierung des Wolfes zu sprechen.

4 VIGNE, J.D., Les origines de la culture: les débuts de l’élevage (Ursprünge der Kultur: Anfang der Zucht), in Coll. „Le Collège de la Cité“, Le Pommier and the Cité des Sciences et de l’Industrie Ed., Paris, 2004.

5 VILA, C et al., “Multiple and ancient origins of the domestic dog” (Mehrfache und frühere Ursprünge des Haushundes), Science, 1997, 276, 1687-1689.

6 LEONARD, J.A. et al., „Ancient DNA evidence for old world origin of new world dogs“ (Frühere DNA-Beweise: Kommen die Hunde aus der neuen Welt aus der alten Welt?), Science, 2002, 298, 1613-1616. – SAVOLAINEN, P. et al.: siehe Anm. 9.

7 Diese Theorie wurde insbesondere von COPPINGER verbreitet, 2001, Dogs: a new understanding of canine origin, behaviour and evolution (Hunde: ein neues Verständnis für Ursprung, Verhalten und Entwicklung), Chicago University Press, Chicago, 2001.

8 LIGNEREUX, Y., „Des origines du Chien“ (Ursprünge des Hundes), in Ethnozootechnie, 2006, n°78, 11-28.